Abschnitt 1: Von der Stadtbibliothek nach Broager – Wie alles begann
Manche Entscheidungen werden aus einer Laune heraus getroffen, andere reifen über Jahre heran – so wie mein Entschluss, mein Leben als Bibliothekarin in Deutschland hinter mir zu lassen und in das beschauliche Broager, Dänemark, zu ziehen. Auf den ersten Blick wirkte mein Alltag völlig geordnet: Umgeben von Büchern, Denkanstößen und zahllosen Begegnungen. Doch irgendetwas fehlte. Die Worte meiner Großmutter, selbst gebürtige Dänin, klangen immer wieder in meinem Kopf: „Das Glück wächst auf dem Land.“ Genau dieser Sehnsucht nach meinen Wurzeln und einer sinnstiftenden Aufgabe wollte ich nachgehen. Dass dieser Schritt mich mitten in die Bio-Landwirtschaft führen sollte, ahnte ich damals noch nicht.
Nach langen Abenden mit Landkarten, Blog-Artikeln und Recherchen stieß ich auf einen alten Hof in der Nähe von Broager. Die Vorstellung, mit eigenen Händen Gemüse zu ziehen und Hühner zu halten, war zunächst weit entfernt von meinem bisherigen Lebensstil – und doch fühlte es sich richtig an. Also wagte ich das Abenteuer: Kündigung, Wohnung auflösen, Freunde verabschieden und mit einer Mischung aus Vorfreude und Herzklopfen nach Dänemark durchstarten.
Abschnitt 2: Landleben & Bio-Landwirtschaft – Ein Alltag voller Herausforderungen und Glücksmomente
Die ersten Wochen waren ein kunterbuntes Sammelsurium an Eindrücken, Pflichten und kleinen Erfolgen. Während ich morgens die Stille und den Nebel über den Feldern genoss, stand ich mittags staunend im Gemüsegarten und lernte, wie sich feuchte Erde zwischen den Fingern anfühlt. Die Umstellung war nicht immer leicht – plötzlich hieß es Unkraut jäten statt Bücher sortieren, Stall säubern anstelle von Autorenlesungen, und Wetter-Apps durchforsten statt Literaturdatenbanken. Aber nie habe ich mein bisheriges Leben vermisst.
Sehr geholfen haben mir der offene Austausch mit anderen Landwirten und die dänische Begeisterung für Nachhaltigkeit und Regionalität. Die Unterstützung der Nachbarschaft war dabei Gold wert: Ob beim Kartoffelsetzen, Brotbacken oder Scheunenrenovieren – schnell wurde ich überall mit einbezogen. Die dänische Gelassenheit, das „hygge“ Lebensgefühl und die Freude am einfachen, ehrlichen Arbeiten prägen meinen Alltag und haben mich mehr zu mir selbst finden lassen.
Abschnitt 3: Gemeinschaft, Vereinskultur und neue Freundschaften
Eine Sache, die mir in Dänemark besonders ins Auge gefallen ist: Gemeinschaft wird hier wirklich gelebt. Die Nähe zum Meer, endlose Felder und die kleinen Gemeinden fördern ein starkes Miteinander. Ich wurde sofort herzlich aufgenommen, sei es im lokalen Landfrauenverein, beim Sangaften (gemeinsamen Singen) oder den monatlichen Märkten im Dorfzentrum. Hier zählt noch das ehrliche Wort und die gegenseitige Unterstützung.
Vereinskultur spielt in Dänemark eine große Rolle. Ob Sport, Musik oder Landwirtschaft – es gibt für jeden das passende Angebot, um sich zu engagieren, Kontakte zu knüpfen und Neues auszuprobieren. Auch ich habe schnell Freunde gefunden, die ähnliche Träume teilen oder mir einfach bei den alltäglichen Herausforderungen zur Seite stehen. Der Austausch mit anderen Auswanderern und den Einheimischen hat meinen Horizont erweitert und mein Leben bereichert.
Abschnitt 4: Praktische Tipps für deinen Neustart in Dänemark
Falls du selbst überlegst, den Sprung zu wagen – ein paar Erfahrungen und Tipps möchte ich dir mitgeben:
- Sprachkenntnisse: Dänisch zu lernen, ist ein echter Türöffner. Zwar kommen viele Dänen mit Englisch weiter, aber ein freundliches „Hej!“ oder „Tusind tak“ kommt immer gut an.
- Vernetze dich: Melde dich frühzeitig in lokalen Gruppen und Vereinen an. So kommst du schneller ins Gespräch und wirst Teil des Dorflebens.
- Bio-Landwirtschaft braucht Geduld: Nicht alles gedeiht sofort. Fehler gehören dazu, und die Unterstützung erfahrener Nachbarn ist unbezahlbar.
- Plane deine Auswanderung gut: Kümmere dich um notwendige Papiere, Aufenthaltsgenehmigung, Krankenversicherung und Unterkünfte möglichst frühzeitig.
- Offenheit & Neugier: Trag das Herz auf der Zunge, stell Fragen und lass dich auf neue Bräuche und Traditionen ein. Die Dänen sind weltoffen und hilfsbereit.
Abschnitt 5: Wie die Rückkehr zu meinen Wurzeln mein Leben bereichert hat
Mein Schritt nach Dänemark war eine Reise zurück zu meinen familiären Wurzeln – und gleichzeitig ein großes Abenteuer ins Unbekannte. Die Arbeit auf dem Biohof, der enge Kontakt zur Natur und das Leben in einer unterstützenden Gemeinschaft haben mir neue Perspektiven eröffnet. Ich habe gelernt, wie viel Kraft in einfachen Dingen steckt, wie erfüllend es sein kann, morgens mit dreckigen Stiefeln und einem Lächeln an den Feldern entlangzugehen, und dass das Glück manchmal dort wartet, wo man es am wenigsten erwartet.
Wenn auch du mit dem Gedanken spielst, auszuwandern oder das Landleben in Dänemark auszuprobieren: Es lohnt sich. Manchmal ist der mutigste Schritt nicht, etwas aufzugeben – sondern etwas Neues zu wagen.